Ansprache am 15.Januar anlässlich Treffen „ 100 Jahre Gründung der Ortsgruppe Pirna “
herzlich begrüße ich Euch im Namen unserer Vorsitzenden Jutta Häcker und aller Mitglieder des Stadtvorstandes. Danke, dass Ihr gekommen seid, um heute – an diesem denkwürdigen 15.Januar der heimtückischen Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg vor 100 Jahren zu gedenken und die Erinnerung an diese Vorkämpfer für einen demokratischen Sozialismus hochzuhalten. Danke für Euer Kommen, um all jene unerschrockenen Frauen und Männer des Spartakusbundes zu ehren, die am 30. und 31. Dezember 1918 die Kommunistische Partei Deutschlands gründeten.
Danke, dass Ihr Euch hier versammelt habt, um uns gemeinsam zu dem Vermächtnis der Pirnaer Spartakisten zu bekennen, die auf den Tag genau vor 100 Jahren im Volkshaus die Ortsgruppe Pirna der Kommunistischen Partei gründeten.
Für mich ist es eine Ehre, dass ich den Auftrag erhielt, hier einige Worte zu Euch zu sprechen. Gern hätten wir Hugo Jensch als Redner eingeladen. Er wäre auch gern gekommen, muss aber zur gleichen Zeit einen anderen Termin in Dresden wahrnehmen.
Noch am 14. Januar 2019 schrieb Karl Liebknecht in einem Artikel für die „Rote Fahne“ die uns gut bekannten Worte: „Himmelhoch schlagen die Wogen der Ereignisse – wir sind es gewohnt, vom Gipfel in die Tiefe geschleudert zu werden. Aber unser Schiff zieht seinen geraden Kurs fest und stolz dahin bis zum Ziel. Und ob wir dann noch leben werden, wenn es erreicht wird – leben wird unser Programm; es wird die Welt der erlösten Menschheit beschweren. Trotz alledem!“
Am gleichen Tag notierte Rosa Luxemburg ebenfalls in einem Artikel: „… Die Revolution hat keine Zeit zu verlieren, sie stürmt weiter – über noch offene Gräber, über Siege und Niederlagen hinweg ihren großen Zielen entgegen“.
Dieser Geist von Karl und Rosa war beim Gedenken an die beiden Revolutionäre am vorigen Sonntag in Berlin mit dem Herzen, mit der Seele und mit dem Verstand zu spüren. Denn wir wissen ja sehr gut, dass ihre Worte aktueller sind denn je. Gemeinsam mit weiteren Mitgliedern unseres Stadtverbandes war ich Zeuge, wie ca. 15.000 Menschen aus allen Himmelsrichtungen zu den Gräbern der Gedenkstätte der Sozialisten in Berlin-Friedrichsfeld strömten. Tausende rote Nelken schmückten die Grabplatten. Besonders auch viele junge Menschen, auch Familien mit Kindern umringten den großen, ehrwürdigen Grabstein mit der Aufschrift „Die Toten mahnen uns!“
Beeindruckend war gleichermaßen am Nachmittag die Auftaktveranstaltung der Linksfraktion im Bundestag im voll besetzten Filmtheater KOSMOS. Mit großer Freude erlebten auch wir Pirnaer das geschlossene Auftreten von Dietmar Bartsch und Sahra Wagenknecht, von Katja Kipping und Bernd Riexinger, von Gregor Gysi und Oskar Lafontaine, von Bodo Ramelow und der Spitzenkandidatin der Linkspartei für die Wahlen der Bremer Bürgerschaft am 26. Mai, Kristina Vogt.
Sahra Wagenknecht sprach den Teilnehmerinnen und Teilnehmern am Ende mit den Worten aus dem Herzen: „Ich finde: Es war ein sehr stimmungsvoller und kämpferischer Jahresauftakt. Ich freue mich nun umso mehr darauf, auch in diesem Jahr gemeinsam mit Euch für eine soziale und friedliche Politik aktiv zu sein! Denn wir als Linke müssen weiterhin die Kraft sein, die auf der Seite all derer steht, die in der herrschenden Politik keine Stimme haben“.
Heute vor 100 Jahren gründeten ca. 45 Spartakisten, Frauen und Männer, im Volkshaus die Ortsgruppe der KPD. Es waren Menschen, die sich auf das Engste mit der Pirnaer Arbeiterschaft, mit den Soldaten und mit der notleidenden Bevölkerung insgesamt verbunden fühlten und deren schwierige Lebenslage verbessern wollten. Friedenssehnsucht, soziale Gerechtigkeit, demokratische Freiheiten und die Abwehr der Konterrevolution hatten sie auf ihre Fahne geschrieben. Otto Rühle sprach zu den Versammlungsteilnehmern.
Ich glaube, in Eurem Namen zu sprechen, dass wir den politischen Kampf dieser unserer Altvorderen in Ehren halten und ihr Vermächtnis unter den heutigen Bedingungen weiter fortsetzen.
Stellvertretend für die damaligen Aktivisten der ersten Stunde unserer Partei seien genannt: Kurt Bellmann, Willy Haak, Paul Harnisch, Richard Horx, Willy Jost, Robert Klett, Siegfried Rädel, Genossin und Genosse Rohnstock, Martin Schäfer, Emil Schlegel,Otto Seidenglanz, Heinrich Staudte, Gustav Winkler und Karl Zornsch.Siegfried Rädel vertrat die Pirnaer Gruppe des Spartakusbundes auf dem Gründungsparteitag der KPD in Berlin. Auch Otto Rühle nahm am Parteitag teil. Schnell musste die gerade gegründete KPD-Gruppe Pirna ihre Feuertaufe bestehen:
- Vorbereitung der Wahlen zur Nationalversammlung am 19. Januar, der Wahl der sächsischen Volkskammer und der Wahl der Pirnaer Gemeindevertretung
- 24. Januar: Massenkundgebung in Pirna zur Verurteilung der Morde an K. Liebknecht und R. Luxemburg
In Folge dann unter anderem die Bildung von KPD-Betriebsgruppen, die Gewinnung von Mitgliedern unter den Arbeiterinnen und Arbeitern und die Wahl von Kommunisten in die Betriebsräte. So gelang es, im Küttner-Werk einen Betriebsrat zu wählen, dem mit Siegfried Rädel, Robert Klett und Willy Jost vorwiegend Kommunisten angehörten.
Der geschichtliche Bogen unseres Ringens um Frieden, um soziale Gerechtigkeit, um gesellschaftlichen Fortschritt, um eine demokratische sozialistische Gesellschaft spannt sich von den damaligen politischen Kämpfen über die Weimarer Republik, den wahrhaft heldenhaften Kampf gegen den Faschismus, die Erfahrungen des Aufbaus und auch des Scheiterns der DDR bis zur heutigen politischen Arbeit unserer Partei DIE LINKE.
Lasst mich bitte zitieren, welche geschichtlichen Schlußfolgerungen unser Parteivorsitzender Bernd Riexinger auf der Berliner Konferenz „100 Jahre KPD“ nannte:
1. Demokratie und Sozialismus gehören zusammen
Hierzu möchte ich ganz persönlich anmerken: Seit der gesellschaftlichen Wende 1989 geht mir der Satz aus dem Kommunistischen Manifest nicht mehr aus dem Kopf: „An die Stelle der alten bürgerlichen Gesellschaft mit ihren Klassen und Klassengegensätzen tritt eine Assoziation, worin die freie Entwicklung eines jeden die freie Entwicklung aller ist.“
2. Linke Parteien leben von lebendiger Diskussion und innerparteilicher Demokratie.
Notwendig ist die inhaltlich kontroverse Debatte in der Sache, deren konstruktive inhaltliche Auflösung, die Respektierung von Minderheitenpositionen und die gemeinsame politische Umsetzung der Mehrheitspositionen in praktische außerparlamentarische und parlamentarische Politik.
3. Für Linke muss es darum gehen, ihre Positionen bei der Mehrheit der Bevölkerung, insbesondere der Lohnabhängigen, Erwerbslosen und RenterInnen zuverankern und sie für ihre politischen Ziele zugewinnen.
Die hierzu notwendige Arbeit in den Gewerkschaften und den Betrieben, in den Wohngebieten, in der Gesellschaft, in gesellschaftlichen Initiativen ist Basis linker Politik. … Gleichzeitig geht es darum gesellschaftliche Bündnisse zu schließen um für konkrete Verbesserung zu kämpfen.
4. Das Verhältnis zur Sozialdemokratie oder auch zu den sozialdemokratisch denkenden Menschen, deren Zahl weit über die Reichweite der SPD hinausgeht, ist auch heute noch eine wichtige Frage linker Politik.
Wir können von der Idee der Einheitsfrontpolitik lernen. Das heißt, Angebote für den Kampf um konkrete Verbesserungen oder auch Reformen zu machen und gemeinsame Erfahrungen in Auseinandersetzungen und Kämpfen zu sammeln.
5. Die Verharmlosung oder Unterschätzung der Gefahren rechter oder gar neofaschistischer Politik ist
Heute erleben wir wieder ein Erstarken rechtsradikaler Kräfte, nicht nur in Deutschland, in ganz Europa, in den USA und auch in Lateinamerika.
Möge von unserer heutigen Zusammenkunft ein starker Impuls für unsere Aufgaben im Jahr 2019 ausgehen.
Nicht mehr lange hin, am 26.Mai, finden die Europawahlen und die Kommunalwahlen statt. Am 1. September wählen wir den Sächsischen Landtag.
Gegenwärtig entsteht der Entwurf des Wahlprogramms unseres Stadtverbandes für die Kommunalwahlen.
Wir werden alles daran setzen, in der Pirnaer Öffentlichkeit noch stärker zu zeigen: Wer DIE LINKE wählt, wählt richtig, wählt jene politische Kraft, die sich am meisten für den Frieden, gesellschaftlichen Fortschritt und soziale Gerechtigkeit einsetzt, die sich besonders um die Arbeits- und Lebenssituation jener Bürger einsetzt, die sich auf der Schattenseite unserer Gesellschaft befinden.
Von dieser Stelle aus wünschen wir unseren Stadträten, unseren Aktivisten in Ausschüssen und Beiräten, unseren Aktiven in der Volkssolidarität, im Sport- und anderen Vereinen, in den Leitungen unserer Basisgruppen viel Erfolg in der oft mühevollen Arbeit.
Das Vermächtnis der Gründungsmütter und –väter der KPD in Pirna soll in unserer klaren politischen Haltung und in unseren Taten lebendig bleiben.
Ich schließe mit einem schönen Satz von Rosa Luxemburg:
„So ist das Leben und so muss man es nehmen, tapfer, unverzagt und lächelnd - trotz alledem!“
Kategorien: DIE LINKE. Region Pirna
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