72. Jahrestag der Befreiung des KZ's Flossenbürg und seiner Außenlager
Am 23. April jährte sich zum 72. Mal Befreiung des KZ's Flossenbürg und damit auch des Außenlagers in Pirna-Mockethal-Zatzschke. Deshalb lud auch in diesem Jahr die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg zum feierlichen Gedenkakt für den 23. April 2017 ein.
Für die Stadt Pirna nahmen an dieser Veranstaltung wieder Christine Anger, Mitglied im SKS-Beirat des Stadtrates zu Pirna, und Bernd Anger, Vorsitzender des VVN-BdA e.V. Sachsen Kreisverband Sächsische Schweiz teil.
In seiner bewegenden Rede erinnerte Herr Dr. Jörg Skriebeleit, Leiter der Gedenkstätte daran, dass vor 70 Jahren auch der Gründungstag der ersten kleinen Gedenkstätte im Tal des Todes war, einem kleinen Areal auf dem Gelände des KZ's Flossenbürg, von ehemaligen polnischen Häftlingen initiiert. Diese wurde Ende der 1950er Jahre durch eine Friedhofsanlage und 1985 durch eine kleine Ausstellung ergänzt - wiederum auf Initiative von einer Gruppe ehemaliger Häftlinge aus vielen Ländern der Welt. Nach 1945 wurden weite Teile des ehemaligen KZ-Geländes gezielt nachgenutzt, zerstört und bebaut. Der Bezug zur Gedenkstätte Flossenbürg wurde nur von wenigen Verbänden ehemaliger Häftlinge in Erinnerung gehalten.
Der 50. Jahrestag der Befreiung 1995 ist für Flossenbürger Häftlinge eine Zäsur. Offizielle Gedenkfeiern, eine internationale Jugendbegegnung, Gespräche mit Schülern und Schülerinnen finden nun regelmäßig statt. Die Überlebenden sind als Zeitzeugen essentiell für die Arbeit der Gedenkstätte, die sich in Folge als historischer Lernort am ehemaligen KZ Flossenbürg entwickelt. Erst seit 1998 werden bauliche Überreste des Lagers konsequent in die Gestaltung der Gedenkstätte einbezogen. Der heutige Ort des ehemaligen Konzentrationslagers trägt die Spuren all dieser Nutzungen und Umformungen in sich. In ihnen zeigt sich die jeweilige Haltung der Verantwortlichen im Umgang mit dem Erbe des Konzentrationslagers nach 1945. Auf internationalen Druck hin sah sich die bayerische Landesregierung veranlasst, mit der Stiftung Bayerische Gedenkstätten die wirkliche KZ-Gedenkstätte Flossenbürg zu schaffen. So jährt sich auch am diesjährigen Gedenktag zum 10. Mal die Eröffnung der ersten umfassenden Ausstellung zur Lagergeschichte, die 2007 im historischen Gebäude der Wäscherei entsteht.
Heute drängt sich die Notwendigkeit auf, dass viele Ehemalige Häftlinge kosmopolitische Gedanken und das Geschehene wieder in Verbindung bringen. 11 von den noch lebenden ehemaligen Häftlingen war es möglich, in diesem Jahr nach Flossenbürg zu reisen. Aber auch eine große Gruppe von Kindern, Enkeln und Familienangehörigen ehemaliger Häftlinge aus der ganzen Welt nahm am Gedenkakt teil.
Viele Gäste aus Politik, Gesellschaft und Kultur, Abgeordnete von Parlamenten, Vertreter aus den Orten der Außenlager, Bürgerinnen und Bürger gedachten der Befreiung des KZ`s am 23. April 1945.
Karl Freller, Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, betonte seiner Rede, dass immer neue Veränderungen in der Gedenkstätte vorgenommen werden. Wichtig ist es, auch die Orte der Außenlager und Gedenkstätten zu erhalten und zu pflegen sowie Veranstaltungen abzuhalten oder wieder aufleben zu lassen. Die Arbeit der Zeitzeugen mit den Jugendlichen wird unermüdlich weitergeführt denn es gilt: "Das Geschehene darf nie vergessen werden, denn wenn es vergessen würde, dann geschähe es wieder!"
In seiner Rede hob Herr Albert Füracker, des Staatssekretärs der Finanzen, Landeentwicklung und Heimat im Bayerischen Staatsministerium, hervor: "Niemand kann behaupten, er wisse über die Gräueltaten der Nazis und über die KZ's nichts! Alle wissen es heute - durch die Großeltern, die Eltern, die Schule. Brücken der Erinnerung (wie Flossenbürg) zeigen, was war, was nie wieder sein darf!"
Herr Yves Durnez, sprach als Hinterbliebener für die ehemaligen Häftlinge des KZ's, Flossenbürg und mahnte eindringlich, weiter zu machen mit den Ehrungen. Es ist sehr bedenklich, dass sich schon wieder breit macht: eine Spur Nationalismus, eine Spur Überheblichkeit, eine Spur Menschenverachtung, Rassismus und dergleichen mehr..
Diesen Menschen muss das Geschehen vorgehalten, in das Gedächtnis gebracht werden. Deshalb sind die jungen Menschen immer wieder mit der Vergangenheit zu konfrontieren.
Wider das Vergessen!
Traditionell findet parallel zum Treffen ehemaliger Häftlinge die Internationale Jugendbegegnung KZ-Gedenkstätte Flossenbürg statt, an der Jugendliche vieler Nationen teilnehmen. In diesem Jahr brachten sich Jugendliche aus neun Ländern in diese Bildungsveranstaltung ein. Vertreterinnen und Vertreter erklärten in ihren Muttersprachen, das und verinnerlichte Wissen unter den Jugendlichen ihrer Länder weiter zu geben.
Auch in diesem Jahr hatten wir wieder ein schönes, interessantes Zusammentreffen mit den ehemals in Pirna-Mocketal-Zatzschke inhaftierten Herren Josef und Michael Salomonovic, die schon ein paar Mal in Pirna als Zeitzeugen über die schrecklichen Jahre im Konzentrationslager vor allem vor jungen Leuten berichteten und sie sind weiterhin unermüdlich unterwegs. Es ist eine Weiterführung unserer Zusammenarbeit. Es freute uns sehr, auch dieses Mal Herrn Jack Terry, den Überlebenden und unermüdlichen Sprecher Ehemaliger Häftlinge, wieder zu treffen.
Der Gedenkakt fand seinen Höhepunkt in der gemeinsamen Kranzniederlegung am Platz der Nationen im Tal des Todes. Das Blumengebinde für unsere Stadt Pirna namens des Oberbürgermeisters legten wir im ehrendem Gedenken der Opfer des Völkermordes nieder.
Kategorien: DIE LINKE. Sächsische Schweiz-Osterzgebirge
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